Quelle: ZDF Redaktion

Die Heilkraft der Musik Klänge, Rhythmen und Melodien

Musik lässt das Herz höher schlagen, beeinflusst Atmung und Blutdruck und löst Glücksgefühle aus. Ein Instrument zu spielen verändert sogar unser Gehirn. Das zeigen Studien. Warum Musik so stark auf uns wirkt, ist zwar noch nicht eindeutig erforscht. Wissenschaftler sind sich aber in einem schon einig: Selbst zu musizieren ist viel wirkungsvoller als Musik nur zu hören. Denn das fördert unsere Entwicklung und wirkt heilsam für Körper, Geist und Seele!


Musik ist eine universelle Sprache, die jeder Mensch intuitiv erfasst. Schon kleine Kinder können harmonische von schiefen Tönen unterscheiden. Selbst wenn unsere geistigen Fähigkeiten schwinden, bleiben wir bis ins hohe Alter über Musik ansprechbar. Denn rhythmische Klänge berühren uns im Innersten und wirken sich unmittelbar auf unseren Körper aus.

Für Kinder mit Lernschwächen

Die Mannheimer Johannes-Gutenberg-Schule setzt Musik deshalb gezielt ein. Denn im Sonderschulprojekt Musiktherapie ist Musik ein Mittel um Kinder mit Lernschwächen zu fördern. Das gemeinsame Musizieren mit Musiktherapeutin Marjolein Kok regt die Sinne an und unterstützt die Entwicklung der Fünftklässler. Denn hier können die Kinder nicht nur überschüssige Energien rauslassen. Sie lernen auch sich durch Klänge auszudrücken und sich auf eine Sache zu konzentrieren.

Das gemeinsame Musizieren fördert noch dazu den Austausch in der Gruppe. Das baut nicht nur Aggressionen ab und verbessert das Miteinander. Es stärkt auch das Selbstvertrauen der Kinder. „Diese Kinder sind jetzt zehn, haben im Prinzip schon zehn Jahre Erfahrungen gemacht, dass sie Dinge nicht so gut können. Und durch das Musizieren machen sie die Erfahrung, dass sie etwas können. Ich kann was, und wenn wir alle uns verantwortlich fühlen, für das was wir zusammen tun, können wir auch als Klasse etwas,“ erklärt Musiktherapeutin Marjolein Kok.
Das Projekt ist erfolgreich. Denn mit Hilfe der Musik verändert sich auch das Verhalten der Kinder. Stillere gehen mehr aus sich raus. Die Impulsiven werden ruhiger. Und mittlerweile traut sich die Klasse sogar vor Publikum aufzutreten. in gewaltiger Schub fürs Selbstbewusstsein. Auch Studien zeigen, dass Musik entwicklungsfördernd wirkt. Denn wer schon im Kindesalter musiziert ist sprachgewandter, emotional stabiler und kann besser abstrakt denken. Ein Instrument zu spielen stimuliert nämlich unser Gehirn ganzheitlich. Dabei prägen sich die Bereiche für Hören, Bewegen und Sprache weiter aus.

Über Musik und Bewegung

Dass das nicht nur für begabte Musiker gilt, hat Professor Eckart Altenmüller der Hochschule für Musik und Theater in Hannover entdeckt. Gemeinsam mit Neuropsychologin Dr. Sabine Schneider setzt er ein musikunterstütztes Training für die Rehabilitation von Schlaganfallpatienten ein. In der Gemeinschaftsstudie mit der Universität Magdeburg untersuchen die Forscher, wie sich das Training mit Musik auf das Wiedererlernen von Bewegung auswirkt. „Es ist nämlich so, dass sich unser Hirn auf diese Spezialanforderungen beim Musizieren extrem stark anpasst. Wir haben dabei eine Vernetzung zwischen den Regionen, die für das Hören zuständig sind mit den Regionen, die für das Bewegen zuständig sind,“ so Musikmediziner Prof. Eckart Altenmüller.
Mit dem Training an den elektronischen Trommeln und am Keyboard wollen die Wissenschaftler die Grob- und Feinmotorik von Schlaganfallpatienten wieder schneller aktivieren und die geschädigten Hirnregionen ansprechen. Beim Spielen der Instrumente geben die Töne den Patienten direkte Rückmeldung, ob sie sich richtig bewegen oder nicht. Das sofortige Feedback und die Freude am Musizieren ist Teil des schnelleren Heilerfolgs. Denn die bisherigen Studienergebnisse zeigen: Mit dem musikunterstützten Training verbessern Betroffene ihre Fingerfeingeschicklichkeit stärker als mit rein physiotherapeutischen Therapien. Und mehr noch: Durch die Musik vernetzen sich auch die Hirnregionen der Schlaganfallpatienten besonders gut.

Musikalisch die Erinnerung wecken

Musik wirkt aber nicht nur heilsam für Körper und Geist. Sie berührt auch die Seele und weckt Erinnerungen. Deshalb gilt Musik als Königsweg in der Therapie mit Demenzkranken. Im Wiesbadener Altenhilfezentrum der Arbeiterwohlfahrt spricht Musiktherapeutin Karola Langguth die Senioren über vertraute Klänge an. Denn während die geistigen Fähigkeiten nach und nach verblassen, können Demenzkranke Musik weiterhin wahrnehmen.
Wo Sprache an ihre Grenzen stößt und Orientierung schwindet, kann Musik die Isolation durchbrechen. Das Musizieren in der vertrauten Atmosphäre des Erinnerungszimmers stimuliert das Gedächtnis und stellt Kontakt her. Dabei werden die Demenzkranken selbst aktiv und gestalten das Geschehen mit. Das holt sie aus ihrer ständig wachsenden Passivität. Ein wichtiges therapeutisches Erlebnis.

Ein Leben lang in Schwung bleiben

Durch Klänge und Lieder versucht die Musiktherapeutin die Lebensgeschichte der Senioren wachzurufen. Bei der Kriegsgeneration kommen so auch tiefe Traumata an die Oberfläche. „Alles was nicht gefühlt wird, heilt nicht. Denn unser therapeutisches Ziel ist, wir möchten eine Aufarbeitung oder auch eine Begleitung von den Demenzkranken. Um dahin zu gelangen ist die Musik der Schlüssel“, erklärt Musiktherapeutin Karola Langguth. Musik kann die Demenz zwar nicht aufhalten. Sie schafft es aber die Lebensqualität noch lange zu bewahren.
Musik versüßt uns das Leben, fördert unsere Entwicklung und kann durch ihre positive Kraft sogar Körper und Seele heilen. Und das war nur kleiner Ausschnitt ihrer enormen Heilkraft. Denn Melodien und Klänge gehen uns direkt ins Herz und halten uns so ein Leben lang in Schwung!

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